Die esoterische Ausrichtung der Yang-Familie hat stark zugenommen, seit Yang Zhenduo die Linienhalterschaft an seinen Enkel Yang Jun 6. Generation Yang-Familie übergeben hat. Dadurch ist eine Anerkennung und Anrechnung von Seminaren für Lehrerausbildung seitens des Taijiquan-Qigong-Bundesverbandes DTB nicht mehr möglich. Zugleich wird die Abgrenzung von Lehrern von sekten-artigen Schulen zunehmend schwieriger. Angesichts vielschichtigen und komplexen Sachverhalte, bei denen oft Behauptung gegen Behauptung steht, hat der Dachverband einen Arbeitskreis "Yang-Familie" eingerichtet, der Laien durch kompetente Beratung helfen kann. Ansprechpartner ist Dr. Stephan Langhoff in der DTB-Zentrale in Hamburg.
Historisch
gesehen ist Yang Jun der erste, der von anfang an durchgängig den
umstrittenen Begriff "Traditional Yang-Family-Taijiquan" benutzt. Während
seine Eltern ja in punkto Familien-Überlieferung eine Leerstelle sind und
übergangen werden mussten, hatte
deren Vorgänger-Generation Yang Zhenduo ja zunächst nicht den irreführenden Begriff
"traditionell"
benutzt. Dies beweist u. a. sein erstes Buch "Yang Style Taijiquan", dass
der Meister um Alter von 63 Jahren verfasst hatte. S. dazu die informative
Buch-Rezension
Yang Zhenduo von Dr. Langhoff.
Auch auf manchen Videos von Yang Zhenduo wird nur "Yang-Style" tituliert.
Yang Juns Verband wurde ja auch zunächst nur bekannt unter dem Namen
"International Yang Style Taijiquan Association (IA)". Yang Jun konnte sich
damit gewiss nicht profilieren gegenüber Chu Kinghungs "International Tai
Chi Association (ITCCA)". Die in den USA 1990 produzierten Videos wurden als
"tradtionell" bezeichnet - eventuell, um sie vom Cheng-Manching-Taijiquan
abzugrenzen. Die unlogische Propaganda von Yang Jun und
mitgetragen von Großvater Yang Zhenduo gipfelt in der
Widersprüchlichkeit, seine Schulen "Yang Chengfu Center" zu nennen. Der
Namensgeber Yang Chengfu hätte niemals für sich beansprucht, "traditionelles
Yang-Familien-Taichi" zu unterrichten!
Das
angebliche "Yang-Family-Tai-Chi" wird natürlich auch außerhalb der Familie
Yang gelehrt. Diese Entwicklung begann schon mit den Schülern der Meister
Yang Luchan und Wu Yuxiang. Das bei Verbänden des Yang-Family-Tai-Chi
verbreitete Einfordern von Loyalität und Gehorsam auf Basis des
traditionellen Moralkodex ist ein weiteres Kernthema und ein grundlegender
"Web-Fehler des Yang-Jun-Geschäftsfmodells". Verhaltenskodex im Westen
sollte sich besser beziehen auf innere Unabhängigkeit, Transparenz und Suche
nach Wahrheit! (Vgl. die Standards der
Tai Chi Lehrer Ausbildung Deutschland).
Yang Juns Versuche mit den Familien der anderen Taiji-Stilen gemensam aufzutreten zeigt sich besonders in seinen Tai-Chi-Symposien in den USA. Gemeinsamkeiten zu betonen, ist vielleicht klüger als sich gegenseitig zu attackieren - aber es birgt für das angebliche "Yang-Family-Tai-Chi" auch unkalkulierbare Risiken. Gerade die krampfhaften Versuche aller Beteiligten, Halbwahrheiten und Falschaussagen "unter den Teppich zu kehren" könnte bei offenen Lehrern eine "Jetzt-Erst-Recht-Haltung" erzeugen, die sie ermutigt, Faktencheck und Suche nach Wahrheit intensiver zu betreiben. Schon jetzt nutzen viele das stetig wachsende, riesige "Yang-Family-Taichi-Video-Archiv" für ihre Recherchen.
Mir ist ein Aspekt wichtig, dessen Wichtigkeit in der Anbieter-Szene häufig übersehen wird: Das angebliche "Yang-Family-Tai-Chi" wird natürlich auch außerhalb der Familie gelehrt. Diese Entwicklung begann schon mit den Schülern der Meister Yang Luchan und Wu Yuxiang. Die absurden Versuche, dieser Worthülse dennoch eine maßgebliche Wichtigkeit beizumessen wurden besonders augenscheinlich auf dem letzten Tai-Chi-Symposium, als chinesische Hauptvertreter aller Taiji-Familien Yang Juns Eigenschaft als Linienhalter des Yang-Family-Tai-Chi offiziell bestätigten. Klar, dass ein solcher Mummenschanz auf Laien Eindruck macht, aber in Wahrheit ist "die Erde eben keine Scheibe"! Kämpften früher offene Lenrer "nur" gegen esoterisches Guru-Tum und verklärende Fiktionen, so ist jetzt die allseits bekannte Socialmedia-Mobrule dazu gekommen.
Das bei Verbänden des Yang-Family-Tai-Chi gültige Einfordern von Loyalität und Gehorsam auf Basis des traditionellen Moralkodex ist ein weiteres Kernthema und ein grundlegender "Web-Fehler des Yang-Jun-Geschäftsfmodells". Verhaltenskodex im Westen sollte sich besser beziehen auf innere Unabhängigkeit, Transparenz und Suche nach Wahrheit!
Früher erfolgte die Weitergabe chinesischer Kampfkünste geheim und in der Regel nur an Familienmitglieder. Diese Methode kann man als "von Herz zu Herz" bezeichnen. Heute dagegen stehen jedem Interessierten moderne Lehrmittel wie Bücher, Manuskripte und Lehrvideos zur Verfügung - oft sogar kostenlos. Angesichts dieser Entwicklung wurden auch in der Yang-Family immer mehr sogenannte "geheime Transmissionen" freigegeben und einer breiteren öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Yang Chengfus Standardwerke entstanden unter Mitwirkung einiger seiner Schüler. Besonders die Illustrationen von Fu Zhongwen erleichtern das Erlernen der 103 Bilder der Langform. Darauf aubauend hat Yang Zhenduo mit Yang Jun mehrere moderne Lehrvideos erstellt und weitere Bücher geschrieben. Inzwischen hat Yang Jun seinerseits Lehrmittel-Serien erstellt. Angesichts dieser Entwicklung steigt der Stellenwert moderner Medien stark an. Die Gefahren sind klar: Öffentliche Darstellung kann leicht eine Unausgewogenheit münden. Eine solche "Schieflage" ist zwar von einigen gewollt aber für den Laien und den an Wahrheit Interessierten bedeutet sie eine Irreführung. Dem möchte der DTB entgegenwirken. Als erster Schritt wurden Taiji-Form-Vergleiche erstellt: Yang-Chengfu-Tai-Chi, Yang-Zhenduo-Tai-Chi und Yang-Jun-Tai-Chi.
Viele Taiji-Enthusiasten arbeiten mit an der Gestaltung eines unrealistischen, geschönten Bildes des "chinesischen Schattenboxens". Fiktionen, Mythen und Legenden verweben sich zu teilweise absurden Vorstellungen. Dies zeigen auch ihre Darstellung auf Tagungen, ihren Webseiten und in den Sozial-Medien. Dort ist Kritik durch "Mob-Rule" leicht auszubremsen. Wenn Suche nach Wahrheit unerwünscht ist, könnten dann nicht vielleicht ironisch gemeinte Märchen den einen oder den anderen nachdenklich stimmen? Ein solches Märchen könnte dann so lauten:
"Der Chinese Yang Luchan war Meister der einzigen Inneren Kampfkunst. Diese nutzt Gedankenkraft und ist allen Äußeren Kampfkünsten überlegen. Sie bildete das geheime Wissen der Chen-Familie und wurde vollständig an Yang Luchan weitergegeben. Damals gab es den Namen Taichichuan noch nicht. Aufgrund seiner Fähigkeiten wurde Meister Yang Luchan nie besiegt. Seine beiden Söhne Yang Banhou und Yang Chienhou erhielten sein gesamtes Wissen. Yang Banhou gilt als der bessere der beiden. Seit dieser zweiten Generation wurde das gesamte Wissen stets vom Vater an die folgende Generation unverändert weitergegeben.
Der Yang-Luchan-Sohn Yang Chienhou gab sein gesamtes Wissen an seinen Sohn Yang Chengfu weiter. Aufgrund seiner Fähigkeiten wurde dieser nie besiegt. Seine vier Söhne erhielten sein gesamtes Wissen. Seit der ersten Generation wurde das gesamte Wissen stets vom Vater an die folgende Generation unverändert weitergegeben. Die Familientradition kennt nur eine Form - es ist die heute gelehrte "Yang-Familientradition (Traditional Yang-Family-Taichichuan)". Nicht nur bildeten alle Familienmitglieder eine harmonische Einheit sondern auch die Vertreter der anderen Taiji-Stile bekräftigen auf Symposien, dass sie "EINE große Taiji-Familie" sind".